Das kommunale Wohnungsbauunternehmen hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2026 klimaneutral zu sein – 20 Jahre früher als es die Klimapläne der Bundesregierung vorsehen. Im März 2022 wurde innerhalb von drei Tagen ein gesamtes Wohnviertel mit 23 Gebäudekomplexen aus den 50er und 60 Jahren mithilfe von 3D-Laserscan und Drohnenaufnahmen vermessen. Die digitalen Daten bilden die Grundlage für die BIM-Planung und industrielle Vorfertigung der Fassaden- und Dachelemente.
Im Mai 2022 starteten die Bauarbeiten im Quartier Erlangen-Süd. Dort werden 475 Wohnungen aus den 50er bis 60er Jahren seriell saniert und durch Aufstockung 135 zusätzliche Wohneinheiten geschaffen. Baupartner sind hier u.a. die SISTEMS GmbH und die Niersberger Wohn- und Anlagenbau. Der erste Bauabschnitt mit rund 120 Wohnungen soll bis Dezember 2022 abgeschlossen sein, der zweite und dritte Bauabschnitt bis März 2023.
„Als kommunales Wohnungs- unternehmen ist es uns besonders wichtig, unsere Mieter*innen finanziell nicht zu überlasten. Die serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip verbindet klimaneutrales und bezahlbares Wohnen.“
Im August 2022 brachte die GEWOBAU Erlangen ein weiteres serielles Sanierungsvorhaben auf den Weg. Im Quartier-Erlangen Bruck ist die Sanierung von 276 Wohneinheiten sowie Aufstockung von 36 Wohneinheiten in Holzbauweise vorgesehen. Beauftragt wurde die ecoworks GmbH. Mit dem zweiten großen Pilotprojekt bereitet die GEWOBAU Erlangen die Skalierung der technologischen Verfahren vor.
Rund 400 Mio. Euro investiert das kommunale Wohnungsunternehmen in die klimaneutrale Transformation ihres Bestandes. Finanziert wird die serielle Sanierung der 6.000 Wohnungen durch Fördermittel des Bundes und des Freistaats Bayern sowie Eigenkapitalersatzmittel der Europäischen Investitionsbank zur Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen. Hinzu kommt eine Modernisierungsumlage von maximal 1,00 € je m2 Wohnfläche.
Nach der Sanierung werden die Gebäude dem Net Zero Standard entsprechen, im Jahresdurchschnitt also so viel regenerative Energie erzeugen, wie die Bewohner für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen. Der deutlich geringere Energiebedarf dürfte die Mieterhöhung also weitestgehend kompensieren.
Alle bislang realisierten Energiesprong-Projekte waren Einzelvorhaben mit 12-32 Wohnungen. Die GEWOBAU Erlangen saniert in den nächsten drei Jahren rd. 6.000 Wohnungen aus den 50er und 60er Jahren – was rein rechnerisch 5,4 Wohnungen pro Tag entspricht. Damit ist der Sprung vom einzelnen Piloten zu ganzen Portfolios gemacht. Sanierungen in dieser Größenordnung sind wichtig für die Skalierung und die daraus resultierenden Kosteneinsparungen. Das Sanierungsvorhaben der GEWOBAU Erlangen hat hinsichtlich seiner Größe und seiner energetischen Zielsetzung Leuchtturmcharakter. Aus Erlangen können damit wichtige Impulse an die Wohnungswirtschaft in ganz Deutschland ausgehen.
Eine bauliche Besonderheit sind die Ground Cubes, die im gesamten Sanierungsgebiet verbaut werden. In den unterirdisch verbauten Betonkuben ist die gesamte Gebäudetechnik vorinstalliert – Heizungstechnik, Elektroanschluss, Trinkwasseranschluss, Telekommunikation/ Internet. Die Leitungen müssen nicht aufwändig innerhalb des Gebäudes verlegt werden, sondern befinden sich in einem Backpacker-Strang in der neuen Fassade. Die Wartung erfolgt einmal jährlich von außen, sodass die Bewohner*innen nicht belastet werden.
„Um mehrgeschossige Wohnhäuser in Deutschland seriell zu sanieren, müssen wir den Pilotstatus beenden und in die Breite wirken. An der Schwelle stehen wir jetzt.“
Dr. Burkhard Schulze Darup, Architekt und Spezialist für serielles Sanieren
“Wir freuen uns sehr, den bislang größten Auftrag in der seriellen Sanierung mit einer seriellen Aufstockung zu verbinden.”
Emanuel Heisenberg, CEO der ecoworks GmbH
Projekt in Erlangen: Thermohülle für Altbauten spart Geld
Wir erwarten durch Energiesprong deutliche Kosteneinsparungen, Energate Messenger
Erste und größte klimaneutrale Gebäudesanierung in Deutschland gestartet, PV-Magazin
Serielle Sanieren: Mammutprojekt in Bayern gestartet, Report