FAQs

Hier finden Sie eine Übersicht der häufigsten Fragen zum seriellen Sanieren nach dem Energiesprong-Prinzip.

Bestandsgebäude verbrauchen für Raumwärme und Warmwasserbereitung das Drei- bis Fünffache dessen, was heute technisch möglich ist. Ein Großteil muss bis 2045 umfassend saniert werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen und gleichzeitig Bewohnerinnen und Bewohner von hohen Energiekosten zu entlasten. 

Das stellt Wohnungsunternehmen vor große Herausforderungen – von hohen Investitionen über aufwendige Planungen bis hin zu mangelnder Akzeptanz der Maßnahmen. Oftmals fehlen verfügbare, qualifizierte Handwerker, um die Maßnahmen umzusetzen. Baufirmen klagen über Kapazitätsengpässe durch den zunehmenden Fachkräftemangel, was wiederum zu steigenden Baukosten führt – und einer stagnierenden, viel zu niedrigen Sanierungsquote.

Um die Sanierungsquote signifikant zu erhöhen, braucht es neue Sanierungsansätze, die Lösungen für die oben genannten Herausforderungen bieten. Wir brauchen neu gedachte Sanierungsprozesse, die schneller, einfacher und günstiger sind als konventionelle Sanierungen - bei gleichbleibend hoher Qualität. Ein größerer Grad an Standardisierung, Digitalisierung und Vorfertigung kann einen Beitrag leisten, um Sanierungen zu vereinfachen, Stückzahlen und Planungssicherheit erhöhen und die Kosten zu senken. Mieterinnen und Mietern kommt dies durch minimierte Energiekosten zu Gute. So kann energetisches Sanieren einfacher, günstiger und schließlich populärer werden.

Mit einem digitalisierten, neu gedachten Bauprozess, vorgefertigten Elementen für Fassade, PV-Dach, Haustechnik und einem innovativen Finanzierungsmodell werden Gebäude innerhalb weniger Wochen auf einen NetZero-Standard gebracht. Das bedeutet, dass sie im Jahresmittel so viel erneuerbare Energie erzeugen, wie für Heizung, Warmwasser und Strom benötigt wird. Ziel ist daher der KfW-55-Standard und eine Volldach-PV-Anlage, häufig kombiniert mit einer Wärmepumpe. Dieser ambitionierte Standard wird über eine lange Betriebsdauer gesichert.

Zudem bietet die serielle Vorfertigung bei großen Stückzahlen ein enormes Kostensenkungspotential bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktivität – pro Fachkraft kann mehr saniert werden. Die Standardisierung vereinfacht für den Auftraggeber auch den Ausschreibungs-und Bestellprozess. Statt vieler Einzelbeauftragungen und detaillierter Leistungsbeschreibungen kann bei einem Generalübernehmer das „Paket“ Sanierung auf den Net-Zero-Standard bestellt werden. Dieses Unternehmen ist dann zentraler Ansprechpartner für den Auftraggeber und koordiniert alle beteiligten Akteure.

Diese Elemente –  langjährig gesicherter NetZero-Standard und hohes Kostensenkungspotential – tragen wesentlich dazu bei, dass diese Sanierungen perspektivisch auch warmmietenneutral möglich werden sollen. Hinzu kommt eine hohe Nutzerorientierung: Wie auch bei anderen in Serienproduktion gefertigten Gütern sind individuelle gestalterische Anpassungen etwa bei Farben, optischen Elementen und Oberflächen möglich. Nicht zuletzt werden die Bauzeiten stark verkürzt, wodurch die Bewohner nur minimal beinträchtig werden. So können Klimaschutz und bezahlbares Wohnen vereint, energetisch hocheffiziente Sanierungen zügig in der Breite umgesetzt und die Sanierungsrate deutlich gesteigert werden.

Zu Beginn wird das Gebäude mit Hilfe eines 3D-Laserscanners vermessen. Anhand dieser Daten wird die Planung digital erstellt und direkt in die Fertigungsplanung übertragen. Auf deren Basis werden im Werk die Fassadenelemente millimetergenau und unter gleichbleibenden Bedingungen vorgefertigt – inklusive Fenstern, Türen, Dämmung und Außenputz/Oberfläche. Die Dachelemente werden ebenso vorgefertigt. Durch die Vorfertigung lassen sich gleichbleibend hohe Qualitätsstandards besser einhalten. Wie auch bei anderen in Serienproduktion gefertigten Gütern sind individuelle gestalterische Anpassungen etwa bei Farben, optischen Elementen und Oberflächen problemlos möglich.

Im Anschluss werden die vorgefertigten und maßgeschneiderten Elemente per Tieflader zum Haus transportiert und am Gebäude montiert. Dieser Prozess geht in der Regel schnell: Die Bewohner sind, im Vergleich zur traditionellen Sanierung, viel kürzer den Belastungen durch eine Baustelle ausgesetzt.

Zudem kommt eine Photovoltaikanlage auf das Dach. Ebenfalls vormontiert wird ein integriertes Energiemodul, das die gesamte Haustechnik enthält, darunter zum Beispiel eine Wärmepumpe, ein Warmwasserspeicher, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie die Elektronik für Photovoltaik und Monitoring. Das Modul wird als Gesamteinheit, die nur noch angeschlossen werden muss, auf die Baustelle geliefert.Solche Module werden in den Niederlanden, dem Ursprungsland von Energiesprong, bereits in Serie gefertigt.

 

Das Ziel ist, Sanierungskosten zu erreichen, die sich aus Einsparungen bei Energiekosten und Instandhaltungskosten ggf. ergänzt durch eine Förderung weitgehend refinanzieren, so dass die Sanierungen in der Breite bezahlbar umsetzbar sind. Bei den ersten Projekten ist eine höhere Förderung für eine gute Wirtschaftlichkeit unerlässlich, da Bauunternehmen anfänglich hohe Entwicklungskosten entstehen, die auf die ersten Projekte umgelegt werden.

Bei einem größeren Absatzmarkt werden die Baukosten je Quadratmeter jedoch künftig sinken – durch schnellere, digitalisierte Planungen, Verlagerung von einem großen Teil der Baustellenarbeit in eine Fabrik mit hohem Vorfertigungs- und Automatisierungsgrad, hohe Stückzahlen und eine erhebliche Optimierung der zeitaufwändigen Abläufe und Prozesse.  Vorbild und Vorreiter sind hier die Niederlande: In wenigen Jahren haben Unternehmen dort 5.000 Gebäude mit einem Bauvolumen von rund einer halben Milliarde Euro nach dem Energiesprong-Prinzip saniert, die Kosten ließen sich dabei um rund 40 Prozent gegenüber den ersten Projekten reduzieren. Dieses Potenzial sehen wir auch hier. Das wird aktuell erschwert durch gestiegene Materialpreise. Davon sind allerdings auch konventionelle Gebäudesanierungen betroffen - ohne die oben genannten Möglichkeiten zur Kostensenkung.

Aktuell liegt der Fokus der Marktentwicklung auf dem Bestand von Wohnungsunternehmen (Mehrfamilienhäuser), da bei ihnen eine kleinere Zahl von Entscheidern über die Sanierung einer sehr großen Zahl von Gebäuden befinden kann. Besonders geeignet ist hier die Gruppe kleinerer Mehrfamilienhäuser aus den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren mit einfacher Hülle und einem eher hohen Energieverbrauch von ca. 130 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Schätzungsweise 500.000 dieser Gebäude mit 3 Millionen Wohnungen gibt es in Deutschland.

Parallel bereitet das dena-Marktentwicklungsteam die Pilotphase für Nichtwohngebäude vor. Hier soll der Fokus vor allem auf öffentlichen Gebäuden liegen. Perspektivisch kommen auch Einfamilienhäuser der 50er-70er Jahre oder andere Gebäudetypen für eine Energiesprong-Sanierung in Frage.

Seit 2017 überträgt die Deutsche-Energie-Agentur (dena) im Auftrag des BMWK die Grundidee des in den Niederlanden entwickelten Energiesprong-Prinzips auf den deutschen Markt. Unterstützt wird die Marktentwicklung durch den Bundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW).

Das dena-Marktentwicklungsteam koordiniert den Innovationsprozess und bringt die entscheidenden Akteure zusammen. Es begleitet und unterstützt Unternehmen, Pilotprojekte zu planen und umzusetzen sowie gemeinsame Lösungen und Standards für das serielle Sanieren zu erarbeiten. Auf Seiten der Wohnungswirtschaft setzt es sich dafür ein, die entsprechende Nachfrage zu schaffen und zu bündeln. Die Bauwirtschaft wird dabei unterstützt, serielle Lösungen anzubieten und kontinuierlich zu verbessern. Bei der Politik engagiert sich das Marktentwicklungsteam für optimale politische und finanzielle Rahmenbedingungen, um den Breitenmarkt anzustoßen. Ziel ist es, eine Marktdynamik auszulösen, die die Bauwirtschaft bewegt, in digitalisierte Vorfertigungssysteme für maßgeschneiderte Sanierungslösungen zu investieren.

Für Wohnungsunternehmen, die jetzt mit der Umsetzung von Energiesprong-Lösungen starten möchten, bietet die dena das  Coachingprogramm „Net Zero Now!“ an. Das Programm vernetzt die Vorreitenden untereinander, unterstützt Wissenstransfer und die Umsetzung eines ersten Piloten und bereitet die Übertragung auf weitere Projekte in den nächsten Jahren vor.

Mehr Informationen zum Net-Zero-Now-Programm: https://www.energiesprong.de/marktentwicklung-aktuell/net-zero-now-programm/

Die Nachfrage nach seriellen Sanierungslösungen nach dem Energiesprong-Prinzip wächst weltweit. Zwischen den Marktentwicklungsteams aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und den Niederlanden gibt es einen engen Austausch. Gemeinsames Ziel ist es, Null-Energie-Sanierungslösungen für Mehrfamilienhäuser in Europa zu entwickeln. Weitere Marktentwicklungsteams sind derzeit in Kanada und dem US-Bundesstaat New York aktiv.

Die Marktentwicklung für Mehrfamilienhäuser in Deutschland ist derzeit am Übergang der Pilotphase zu ersten Kleinserien. Vier Energiesprong-Sanierungen sind bereits abgeschlossen, neun in der Umsetzung, rund 50 weitere in Planung und Vorbereitung. Einen Überblick ausgewählter Piloten und Projekte finden Sie hier.

Das Netzwerk der Vorreitenden wächst auch auf der Bauseite: Mehrere neue Anbieter steigen in den seriellen Sanierungsmarkt ein, darunter traditionelle Bauunternehmen, große, internationale Player, Start-ups sowie zahlreiche Anbieter für serielle Sanierungskomponenten. Einen Überblick der Lösungsanbieter finden Sie hier.

Parallel bereitet das dena-Marktentwicklungsteam die Pilotphase für Nichtwohngebäude vor, hier liegt der Fokus auf öffentlichen Gebäuden, wie z. B. einfachen Büro-/Verwaltungsgebäuden oder Schulen.

Der Energiesprong Volume Deal ist eine gemeinsame Absichtserklärung von Bau- und Wohnungswirtschaft mit Unterstützung der Politik, um die Marktentwicklung serieller Null-Energie-Sanierungslösungen zu beschleunigen.

Das ist von enormer Bedeutung, um das Henne-Ei-Problem zu lösen: Die Bauwirtschaft muss ein Konzept entwickeln, das die Wohnungswirtschaft ihrerseits beauftragen kann. Um diesen Innovationsprozess anzustoßen und für Bauunternehmen attraktiv zu machen, wird ein größeres Auftragsvolumen der Wohnungswirtschaft benötigt. Das wird mit dem ersten Energiesprong Volume Deal in Deutschland zur Verfügung gestellt. Insgesamt sollen rund 17.000 Wohneinheiten in den nächsten vier Jahren seriell saniert werden und den Net-Zero-Standard erreichen.

Die Bauseite sagt zu, skalierbare Sanierungslösungen mit Kostensenkungspotenzial zu entwickeln, die die Wohnungsunternehmen in Kombination mit einer erhöhten Förderung wirtschaftlich umsetzen können.