Pilotprojekt im Bau

Erstes Energiesprong-Reallabor in Deutschland

6.000 m² Wohnfläche, 111 Wohnungen, 16 Gebäude, 4 unterschiedliche Sanierungskonzepte – in Mönchengladbach hat die LEG das erste Energiesprong-Reallabor in Deutschland an den Start gebracht.

Im Stadtteil Hardt lässt der zweitgrößte deutsche Wohnungskonzern im kleinen Maßstab erproben, was im Großen funktionieren soll. Ziel des Reallabors ist die Entwicklung eines seriellen Sanierungskonzeptes, das es ermöglicht, jährlich rund drei Prozent des 166.000 Wohnungen umfassenden Bestands klima- und sozialverträglich zu sanieren.

 

„Wir brauchen dringend serielle, skalierbare Lösungen für die Bestandssanierung. Als zweitgrößtes deutsches Wohnungs- unternehmen sind wir gerne bereit, ein Stück weit Pionierarbeit für die gesamte Branche zu leisten.“

Dr. Volker Wiegel, COO der LEG Immobilien SE

Im ersten Energiesprong Reallabor in Deutschland leistet das Wohnungsunternehmen LEG gemeinsam mit Partnerunternehmen Pionierarbeit. 16 baugleiche Mehrfamilienhäuser aus den 50er Jahren werden zeitversetzt von vier Gesamtlösungsanbietern nach unterschiedlichen seriellen Sanierungsansätzen auf den klimaneutralen NetZero-Standard gebracht. Den Anfang machte Saint-Gobain pre.formance im August 2022, B&O und Ecoworks folgten im September und die Fischbach Gruppe im November.

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten, die voraussichtlich bis zum Sommer 2023 dauern, werden die Gebäude einen gewaltigen Energiesprung von Energieeffizienzklasse H zu A gemacht haben. Entsprechend dem Net Zero-Standard erzeugen sie dann im Jahresdurchschnitt so viel regenerative Energie wie die Bewohner für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen.

Der Klimaeffekt der Maßnahmen spricht für sich: der Primärenergiebedarf reduziert sich um 90 Prozent, die CO2-Emissionen sinken um 570 Tonnen pro Jahr. Die Kaltmieten, die vor der Sanierung bei 6,60 €/ m2 lagen, werden sich moderat erhöhen. Durch die Energieeinsparung sinken allerdings die Nebenkosten, sodass die Gesamtmiete im Idealfall gleich bleibt.

Maßnahmen

  • Vorgefertigte Fassadenelemente inkl. Dämmung, Fenstern und Türen
  • Dämmung der vorhandenen Dächer bzw. Erneuerung mit gedämmten Dachelementen
  • Photovoltaikanlagen als Aufdach- oder Indach-Lösung
  • Hocheffiziente Wärmepumpen inkl. Speicher
  • Lüftungstechnik inkl. Wärmerückgewinnung
  • Neugestaltung der Hauseingänge, Treppenhäuser und Außenanlagen
Reallabor Mönchengladbach: Baupartner | Bild: dena

Besonderheiten

Das Grundprinzip der seriellen Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip ist bei allen vier Lösungen gleich. Erprobt werden hier unterschiedliche technische Innovationen, die die schnelle, einfache und bezahlbare Bestandssanierung in der Breite weiter vorantreiben.


Saint-Gobain pre-formance
Setzt in Mönchengladbach ein innovatives Befestigungssystem ein, das in dreijähriger Entwicklungsarbeit speziell für das serielle Sanieren nach dem Energiesprong-Prinzip konzipiert wurde. Das zweiteilige System besteht aus Lastankern, die das Gewicht jedes Elements individuell abtragen, und Windankern, die Winddruck und -sog sicher auffangen. Die neuartige Verankerungslösung funktioniert ohne Einrüstung der Gebäude. Die Fassadenelemente werden einfach per Standkran und Hebebühne eingehängt. Das senkt die Baukosten und reduziert die Beeinträchtigung der Bewohner auf ein Minimum.

Eine weitere technische Innovation ist die zentrale Lüftungsanlage mit  Wärmerückgewinnung, die bis dato in der Bestandssanierung als nicht machbar galt. Dabei liegen die Vorteile im Vergleich zu dezentralen Lüftung auf der Hand: Es sind keine Wärmebrücken verursachenden Durchbrüche nötig und der Wartungsaufwand reduziert sich auf ein Gerät.


B&O
In Mönchengladbach erprobt das Unternehmen ein neuartiges Solardach. Statt der bislang üblichen Photovoltaikanlage als Aufdach-Lösung hat B&O im Living Lab erstmals eine Indach-Variante verbaut. Die Photovoltaikmodule bilden quasi das Dach und ersetzen damit die klassische Dacheindeckung. Neben dem ästhetischen Mehrwert überzeugt die Anlage mit guten Leistungsparametern und ausgeklügelter Technik. Modulare Mikrowechselrichter sorgen für eine einfache Installation und im Ernstfall für eine schnelle Reparatur. 

Zudem ist die Anlage weiterhin BEG förderfähig, da sie einen integralen Bestandteil des Dachmoduls darstellt. Die im Reallabor verbauten Fassadenmodule stammen aus dem neuen Werk in Frankfurt/ Oder, wo die B&O Gruppe 25 Millionen Euro in den Aufbau einer Fassadenfertigung 4.0 investiert. Die Produktionskapazitäten werden bis zum Sommer 2023 sukzessive erweitert, sodass pro Jahr rd. 200 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 1.500 Wohnungen seriell saniert werden können. Durch schnellere Planung, weniger Schnittstellen und kürzere Abläufe sollen perspektivisch Kostensenkungen im zweistelligen Bereich möglich sein.


Ecoworks
Im Living Lab erprobt das Unternehmen drei Innovationen. Zum Einsatz kommt u.a. ein neuartiges fassadenintegriertes TGA-Modul, in dem sich die Heizungs- und Warmwasserleitungen für die Wohnungen befinden. Das macht eine aufwendige Strangsanierung, die mit einer hohen Belastung für die Mieterinnen und Mieter verbunden ist, unnötig.

Eine weitere Besonderheit ist das hybride Lüftungssystem, das die die Vorteile elektrischer und mechanischer Lüftung miteinander kombiniert. Die Fassadenelemente von ecoworks sind mit einer robusten und extrem witterungsbeständigen Verschalung aus Faserbeton verkleidet. Neuartige Designelemente werten das Fassadenbild mit Lisenen auf und kaschieren somit das für vorgefertigte Module typische Fugenbild.


Fischbach
Im Living Lab wagt sich die Fischbach an eine besonders anspruchsvolle Innovation. Hier verbaut das Unternehmen erstmalig einen sogenannten Ground Cube. Dabei handelt es sich um einen unterirdischen Betonkubus, in dem die gesamte Gebäudetechnik steckt – Heizungstechnik, Elektroanschluss, Trinkwasseranschlus und Telekommunikation/ Internet. Die technische Versorgung der Wohnungen erfolgt über  einen Backpacker-Strang in der neuen Fassade. Auf diese Weise lässt sich die Gebäudetechnik minimalinvasiv und mieterfreundlich erneuern.

Die Bestandsfassaden werden per Einblasverfahren gedämmt. Dabei werden Holzfasern mit Luftdruck in die Hohlräume gepumpt. Die Dämmvariante ist eine schnelle, kostengünstige und durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe besonders nachhaltige Lösung für die serielle Bestandssanierung. 


Lessons Learned

Im Rahmen des Reallabors wird erprobt, wie sich unterschiedliche serielle Sanierungskonzepte unter realen Bedingungen umsetzen und verbessern lassen. Dabei sollen die Erfahrungen mit den verschiedenen Herangehensweisen gesammelt und ausgewertet werden. Dass die Gebäude baugleich sind, ermöglicht einen objektiven Vergleich der vier Energiesprong-Ansätze. Ziel ist es, ein skalierbares Sanierungskonzept zu entwickeln, das die energetische Modernisierung in der Breite ermöglicht. Der Austausch zwischen den Projektbeteiligten ist ausdrücklich erwünscht und ein zentraler Aspekt des Reallabors. Mit den im Projekt gesammelten Erkenntnissen will man schneller zu skalierbaren Lösungen kommen.

Statements

„Um die CO2-Einsparziele im Gebäudebereich zu erreichen, brauchen wir Innovationen. Die LEG zeigt hier exemplarisch, was an Millionen Gebäuden in Deutschland noch passieren muss: schnelle und hochwertige Sanierungen, die sowohl für die Mieterinnen und Mieter als auch für das Klima gleichermaßen gut sind.“
Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur GmbH, dena

„Die Energiekosten sind ein bedeutender Mietkostentreiber – vor allem im nicht sanierten Bestand aus den Nachkriegsjahren, der in Mönchengladbach sehr häufig zu finden ist. Das innovative Energiesprong-Konzept trägt zur klimagerechten Transformation unserer Stadt bei.“
Felix Heinrichs, Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach

„Das Energiessprong-Projekt in Mönchengladbach ist innovativ und spannend - für die LEG, die beteiligten Partner und alle, die sich mit dem Thema der nachhaltigen energetischen Sanierung beschäftigen. In der Hoffnung, dass diesem Beispiel viele andere Projekte folgen, hat das Pilotprojekt nicht nur für die LEG eine ganz besondere Bedeutung.“
Philipp di  Stefano, Bauprojektmanager LEG Wohnen NRW GmbH

Das Pilotprojekt in den Medien

Vorteil Tempo: Wie das erste Energiesprong-Reallabor Deutschland aus dem Sanierungsstau hilft, dena

Klimaschutz wie vom Fließband, Süddeutsche Zeitung

Erstes Reallabor für serielles Modernisieren, Wohnungswirtschaft heute

Baustart für LEG Zukunftshaus, immobilienmanager

Wie Wohnungskonzerne mehr Energie sparen wollen, Welt

Schnell und günstig in Serie sanieren, Immobilien Zeitung

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