Mehr Transparenz durch Lebenszyklusanalyse (LCA)
Neue europäische Vorgaben stellen die Umweltwirkungen von Bauprodukten in den Mittelpunkt. Für das serielle Sanieren eröffnet das neue Chancen: Durch Lebenszyklusanalysen (LCA) wird sichtbar, wie groß der Beitrag zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands tatsächlich ist – und wo noch Potenzial steckt.

Nachhaltiges Bauen rückt in Europa stärker in den Fokus: Mit der neuen EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) wird die Lebenszyklusanalyse (LCA) für Neubauten verpflichtend – eine Methode, die die gesamten Umweltwirkungen eines Gebäudes von der Herstellung bis zum Rückbau erfasst. Damit fließt künftig nicht nur die Energieeffizienz im Betrieb in die Energiebilanz von Gebäuden ein, sondern auch ihr ökologischer Fußabdruck über den gesamten Lebenszyklus hinweg.
Außerdem verpflichtet die neue EU-Bauproduktenverordnung (BauPVO), die ab Januar 2026 in Kraft tritt, Hersteller, die Umweltwirkungen neuer Bauprodukte für deren Zulassung auszuweisen. Diese Angaben bilden wiederum die Grundlage für LCAs und sind damit ein zentraler Schritt zu mehr Transparenz im Bausektor.
Auch wenn die BauPVO zunächst vor allem Hersteller von Bauprodukten betrifft, spielt sie für Anbieter serieller Sanierungslösungen eine zunehmend wichtige Rolle: Mit den Umweltangaben zu den Bauprodukten kann die Nachhaltigkeit serieller Sanierungslösungen quantitativ bewertet werden – um so noch bessere, insbesonders CO2-optimierte Lösungen zu entwickeln.
Serielles Sanieren als Schlüssel zur Dekarbonisierung

Mit dem skalierbaren Energiesprong-Prinzip werden Bestandsgebäude in kurzer Zeit energetisch ertüchtigt und verbrauchen kaum noch CO2. So leistet die Methode nicht nur einen Beitrag zur Erhöhung der Sanierungsrate, sondern auch zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands. Die LCA dient dabei als wertvolles Instrument, um verschiedene Konstruktionsweisen zu bewerten, die ökologischen Einsparpotenziale sichtbar zu machen und Innovationen datenbasiert weiterzuentwickeln.
Das serielle Sanieren bringt von Haus aus viele Vorteile mit sich: Eine ressourcensparende und kreislauffähige Planung reduziert den Materialeinsatz, und die Vorfertigung steigert die Effizienz durch standardisierte, präzise Abläufe. Gleichzeitig erleichtern digitale Modelle eine transparente Anwendung der LCA, sodass ökologische Effekte frühzeitig erkennbar werden.

Ein besonders wirkungsvoller Hebel liegt im Einsatz nachhaltiger Materialien wie Holz: Er entzieht der Atmosphäre in der Wachstumsphase Kohlenstoff und bindet diesen im Gebäude über die Lebensdauer eines Bauteils. Die CO2-Einsparpotenziale vorgefertigter Fassadenmodule wurden in einer ökologischen Untersuchung verschiedener Systeme zur thermischen Fassadensanierung untersucht und nachgewiesen. Diese entstand im Forschungsprojekt prefab.Facade am Institut für Hochbau, Holzbau und kreislaufgerechtes Bauen der BOKU Wien.

Beispielhafte LCAs zeigen, dass der serielle Sanierungsansatz im Vergleich zur konventionellen Sanierung weniger graue Energie verursacht und damit einen wertvollen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten kann. Das verdeutlicht auch der Vergleich serieller und konventioneller Fassadenelemente im Energiesprong-Planungshandbuch (Zeller / Kölmel Architekten): Die Ökobilanz seriell gefertigter Holzelemente mit nachwachsenden Dämmstoffen ist besonders gut.
Auf dem Weg zum CO2-optimierten Design

Um dieses Wissen systematisch in die Praxis zu bringen und damit serielles Sanieren noch nachhaltiger zu machen, arbeitet das Energiesprong-Team gemeinsam mit Partnern an der Integration von LCA in Planung und Produktentwicklung. Ziel ist es, CO2-optimierte Konstruktionen zu fördern und Innovationen zu unterstützen, die Kreislauffähigkeit, Ressourceneffizienz und Klimaschutz vereinen.
Dazu werden in den kommenden Monaten verschiedene Formate für Interessierte angeboten mit der Möglichkeit, sich daran zu beteiligen:
- Workshop „CO2-optimierte Fassadenkonstruktionen mit LCA-Anwendung"
Für Lösungsanbieter von Fassadenmodulen: Gemeinsam schauen wir auf die LCA von Fassadenaufbauten. Wo lassen sich Potenziale durch CO2-optimiertes Design finden? Wo können durch Transparenz von Umweltwirkungen und Materialeffizienz neue Lösungen entstehen? (Donnerstag, 19. Februar 2026) - Ausschreibung für eine LCA-Studie
Für die ganzheitliche Betrachtung des Energiesprong-Prinzips mittels LCA sucht das dena-Kompetenzzentrum Serielles Sanieren noch starke Partner: Forschungsinstitute, Planungs- und Ingenieurbüros sowie Unternehmen mit Expertise in LCA sind eingeladen, gemeinsam die Wissensgrundlage zu Treibhausgasemissionen zu erweitern. Bei Interesse mitzumachen, schreiben Sie uns an info@energiesprong.de.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Themenseite Nachhaltig sanieren.
Der Energiesprong-Film „Zirkularität in Serie: Impulse für kreislaufgerechte Sanierungslösungen“ zeigt, wie durch innovative Rückbautechniken und Wiederverwendung von Materialien der Weg zu einer kreislauffähigen Bauweise geebnet wird. Entdecken Sie inspirierende Praxisbeispiele und erfahren Sie, wie Zirkularität die Bauwirtschaft transformieren kann.
