Meldung

Gewobau Erlangen: Mit Erdwärme zu klimaneutralen Quartieren

Noch werden über 80 Prozent aller Wohngebäude mit fossilen Energien beheizt. Großes Potenzial beim Umstieg auf erneuerbare Energien bietet die Geothermie, die perspektivisch rund ein Viertel des deutschen Heizenergiebedarfs decken kann.

Der 28 Meter lange stählerne Energiepfahl wiegt 10,5 Tonnen. @ Bild: dena

Wie die Wärmewende im Bestand mit Erdwärme gelingen kann, zeigt die Gewobau Erlangen. Das kommunale Wohnungsunternehmen setzt in der fränkischen Metropole das bislang größte serielle Sanierungsvorhaben um. In den nächsten vier Jahren werden rd. 400 Gebäude mit insgesamt 6.000 Wohnungen mithilfe vorgefertigter Fassaden-, Dach- und Technikmodule auf den klimaneutralen Net-Zero-Standard gebracht.

Im ersten, von der Niersberger Group und Sistems, realisierten Bauabschnitt startete am 13. März 2023 die Setzung von vier Hochleistungsenergiepfählen (HEP). Die 28 Meter langen, 1,90 Meter breiten und 10,5 Tonnen schweren HEPs von Terracool fördern die im Erdreich gespeicherter Sonnenenergie über ein Wärmeträgermedium nach oben. 
 

Photovoltaikanlagen auf dem Dach liefern klimaneutralen Strom für Erdwärmepumpen, die Geothermie in Heizenergie umwandeln. | Bild: dena

Ein kaltes Nahwärmenetz transportiert die gewonnene Geothermie zu den einzelnen Gebäuden, wo sie von Wärmepumpen auf das gewünschte Temperaturniveau gebracht wird. Auf den Dächern installierte Photovoltaikanlagen versorgen die Erdwärmepumpen mit Solarstrom.

Auf diese Weise werden 475 seriell sanierte Bestandswohnungen sowie 135 durch Aufstockungen neu geschaffene Wohnungen in Erlangen-Süd klimaneutral mit regenerativer Heizenergie und Warmwasser versorgt. 

Im Ground Cube ist neben der Heizungstechnik die gesamte Gebäudetechnik vorinstalliert. | Bild: dena

Eine weitere technische Besonderheit des Projekts ist der Ground Cube, ein unterirdisch verbauter Betonkubus, in dem neben der Heizungstechnik die gesamte Gebäudetechnik vorinstalliert ist.

Die technische Versorgung der einzelnen Wohnungen erfolgt über einen Backpacker-Strang in der neuen Fassade, sodass sich der Eingriff in die Wohnungen und damit die Beeinträchtigung der Bewohnerinnen und Bewohner auf ein Minimum reduziert. 

Die technische Versorgung der einzelnen Wohnungen erfolgt über einen Backpacker-Strang in der neuen Fassade. | Bild: dena

Die Nutzung von Erdwärme in Kombination mit einem kalten Nahwärmenetz ist ideal für Quartiere, die in mehreren Bauabschnitten energetisch modernisiert werden. Insellösungen können leicht zu einem mitwachsenden Netz ausgebaut werden.  Auch Erweiterungen zu einem späteren Zeitpunkt sind machbar

Die Quartierslösung in Erlangen zahlt sich für alle aus: Mieterinnen und Mieter sind dauerhaft von fossilen Brennstoffen entkoppelt und profitieren von günstigen Energiekosten. Der Vermieter kann die Kosten für Netz, Energiepfähle, Wärmepumpen, Ground Cube und Backpacker über die Einnahmen aus dem Mieterstrom-Modell refinanzieren.