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Development Day Summer-Edition: Von Piloten zu Portfolios

Am 7.7. haben sich 50 Energiesprong-Frontrunner zur Development Day Summer Edition in Köln getroffen. Am Vormittag stand das Energiesprong-Pilotprojekt in Köln im Mittelpunkt, wo an diesem Tag die Montage der „fliegenden“ Fassadenelemente live vor Ort verfolgt werden konnte.

Development Day: Diskussionsrunde Teilnehmende | Foto: dena | Jens Willebrand Photographie

Am Nachmittag diskutierten die Teilnehmer über die Frage, inwieweit CO2-Roadmaps die Marktentwicklung der seriellen Sanierung beschleunigen können und welche Chancen sich daraus für Bau- und Wohnungsunternehmen ergeben.

Im Rahmen von Innovations- und Total Solutions Pitches präsentierten neue und etablierte Energiesprong-Partner am Nachmittag zukunftsweisende Sanierungsansätze und bewährte Konzepte. Bevor der Development Day mit Networking und coolen Summerdrinks seinen Ausklang fand, fiel der symbolische Startschuss für die Kampagne „Volume Deal Scale-up“. 

Serielle Sanierung mit architektonischem Anspruch

Zum Auftakt des Development Days stellte Michael Kölmel vom Architekturbüro Zeller Kölmel seinen seriellen Sanierungsansatz für das Pilotprojekt in Köln-Zollstock vor, teilte seine Lessons Learned und erläuterte die Skalierbarkeit der Lösung. Wichtig für die Übertragbarkeit des Energiesprong-Konzepts in die Breite ist ein maximaler Grad an Vorfertigung, statisch und bauphysikalisch einfache Konstruktionen mit möglichst wenig Nachweisen sowie ein minimaler Eingriff in die Wohnungen.

Um das Energiesprong-Prinzip weiter voranzutreiben und zu vereinfachen, arbeiten Zeller Kölmel Architekten im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Entwicklung eines Planungsbaukastens für die serielle Sanierung. Michael Kölmel machte deutlich, dass auch im Rahmen serieller Sanierungsprojekte, Raum für die eigene architektonische Handschrift bleibt. So wurde beim Pilotprojekt in Köln ein nachhaltiges, klimagerechtes und kreislauffähiges Sanierungskonzept umgesetzt. Besonderen Wert legt Michael Kölmel auf eine hochwertige Fortschreibung des Städtebaus. Auch bei einer seriellen Sanierung darf nach seiner Ansicht keine unattraktive Container-Architektur entstehen.

Energiesprong: Vortrag vom Architekturbüro Zeller Kölmel | Quelle: Zeller Kölmel Architekten

Multifunktionale und fliegende Fassaden

Für TGA-Planer Jörg vom Stein ist die Fassade ein versorgungstechnischer Alleskönner, der viel Potenzial für die Weiterentwicklung der seriellen Sanierung bietet. Theoretisch ist es möglich, die technische Versorgung der Wohnungen weitestgehend über die Fassade zu realisieren. Dies erfordert allerdings eine deutlich höhere Planungstiefe. Ziel sollte es sein, die Wartung und Instandhaltung der Haustechnik in Zukunft ohne Betreten der Wohnungen zu ermöglichen.

Nach der Einführung in das architektonische Konzept des Pilotprojekts ging es am Mittag zur Baustelle in Köln-Zollstock, um die Montage der vorgefertigten Fassadenelemente live vor Ort zu verfolgen. Die sieben Meter breiten, geschosshohen Module wurden inklusive Dämmung, Fenstern und Türen vom Werksgelände der Korona Holzbau GmbH in Bergisch-Gladbach nach Köln transportiert und mithilfe eines Krans in Position gebracht.

Die dekorativen Aluminiumrauten, die das dekorative Finish der Fassade bilden, werden in Köln noch manuell installiert, sollen in folgenden Projekten aber ab Werk in den Fassadenaufbau integriert werden. Die 16 Mietparteien können während der gesamten Bauzeit in ihren Wohnungen bleiben. Die Sanierungsmaßnahmen werden voraussichtlich Ende September 2022 abgeschlossen sein.

Lüftungsgerät und Leitungsführung in der Fassade | Foto: Zeller Kölmel Architekten

Von der S zur XXL-Sanierung

Am Nachmittag ging es um die Frage, wie CO2-Roadmaps zum Hebel für die serielle Sanierung werden können. Bis 2045, so das Ziel der Bundesregierung, soll die klimaneutrale Transformation des Gebäudebestandes abgeschlossen sein. Viele Wohnungsunternehmen erarbeiten bereits Fahrpläne mit konkreten Maßnahmen und Investitionen für ihre Portfolios. Für Bauunternehmen ergeben sich daraus Chancen: Sie können ihre Kapazitäten und Sanierungslösungen besser auf die Nachfrage sowie bestimmte Gebäudecluster ausrichten.

In separaten Workshops für Wohnungs- und Bauunternehmen wurden verschiedene Tools zur Erstellung von CO2-Roadmaps vorgestellt, die notwendige Datengrundlage definiert und erste Schritte zur Clusterung von Gebäuden erläutert. Ziel ist die Bündelung der Nachfrage anhand konkreter Portfolios, um auf Bauseite Planungssicherheit und damit Preisreduzierungen sowie eine höhere Projektgeschwindigkeit zu ermöglichen. Das EU weite Marktvolumen für serielle Sanierungen liegt bei rund 300 Milliarden Euro pro Jahr. Für einen klimaneutralen Gebäudebestand müssten 15.000 Wohneinheiten pro Tag energetisch modernisiert werden. Diese Zahl ist nur erreichbar, wenn in Zukunft statt kleinteiliger Einzelprojekte großvolumige Portfolios saniert werden.

Frischer Wind durch neue Ideen

Im Rahmen von Innovations-Pitches stellten drei Newcomer zukunftsweisende neue Produkte und Dienstleistungen vor, die die serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip weiter vorantreiben werden. Mit ihrer Lösung zur 3D-Bestandsdigitalisierung schafft Pointreef eine fundierte Datenbasis für die Erstellung von BIM-Modellen, die als digitaler Zwilling für die serielle Vorfertigung dienen.

Die modulare Haustechnik von modulhouse reduziert den Montageaufwand vor Ort und beschleunigt den Baufortschritt. Zudem reduzieren sich die Kosten, da handwerkliche Fachkräfte deutlich produktiver arbeiten können. RoofUZ kombiniert das Energiesprong-Konzept mit nachhaltiger Dachaufstockung. Auf diese Weise wird bestehender Wohnraum intelligent nachverdichtet und eröffnet Wohnungsunternehmen zusätzliche Mieteinnahmen, durch die sich serielle Sanierungen schneller amortisieren. 

Innovations-Pitch: Stefan Ritzert von modulhouse | Foto: dena | Jens Willebrand Photographie

Skalierung durch Optimierung

Im Anschluss stellten die Total Solutions Provider B&O Gruppe, GAP Solutions und Renowate unterschiedliche Komplettlösungen vor, um Wohngebäude aus den 50er bis 70er Jahren mit einer seriellen Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip auf den NetZero-Standard zu bringen. Das bedeutet, dass die Gebäude im Jahresdurchschnitt so viel Energie erzeugen, wie die Bewohner für Heizung, Warmwasser und Strom benötigen.

Die Sanierungslösungen wurden im Rahmen des Accelerator Programms der Energiesprong-Initiative entwickelt und in Kooperation mit Wohnungsunternehmen zu skalierbaren und kostengünstigen Sanierungslösungen weiterentwickelt. Der Austausch mit den Wohnungsunternehmen wird über das Programm hinaus fortgesetzt, um gemeinsame Standards für den Zukunftsmarkt der seriellen Sanierung zu definieren.

Networking beim Development Day | Foto: dena | Jens Willebrand Photographie

Den offiziellen Abschluss des ereignis- und erkenntnisreichen Tages bildete der Start der Kampagne „Volume Deal Scale up – from Pilots to Portfolio“, die den Sprung von Einzelprojekten in dem Breitenmarkt markiert. Mit Networking und coolen Sommer-Drinks ging die Summer Edition des Development Days in Köln zu Ende.

> Informationen zum NetZeroNow-Netzwerk