Vier Stockwerke, 16 Wohnungen und wie die meisten Plattenbauten vom Typ Magdeburg schlecht gedämmt – das 950 m² große Wohnhaus in der Schmidtstraße 12/14 könnte überall in Ostdeutschland stehen. Die Greizer Wohnungsgenossenschaft "Textil" lässt das 1969 erbaute Mehrfamilienhaus in den nächsten Monaten nach den Energiesprong-Prinzip energetisch modernisieren.
„Das serielle Sanieren spart Zeit und bringt uns beim Erreichen der Klimaziele schneller voran.“
Dabei wird die Plattenbau-Idee aus dem seriellen Neubau mit digitalen Mitteln auf die Bestandssanierung übertragen. Die neuen Fassadenelemete werden inklusive Dämmung, Fenstern und Lüftung industriell vorgefertigt und müssen auf der Baustelle nur noch montiert werden. Dass dabei keine gleichförmigen Bauten entstehen, beweisen die bereits realisierten Energiesprong-Projekte. Ob Holz, Glas-Stahl, Putz oder Aluminiumrauten – alle haben einen ganz unterschiedlichen Gestaltungsansatz.
Mit der Umsetzung wurde die ecoworks GmbH beauftragt, die 2020 das erste deutsche Energiesprong-Projekt in Hameln realisiert hat. In der Zwischenzeit hat das Unternehmen die serielle Sanierungslösung weiter optimiert, sodass eine Bauzeit von 14 Wochen unter Idealbedingungen möglich ist. Im Vergleich dazu dauert eine konventionelle Standardsanierung rund zehn Monate. Das Gesamtprojekt, das neben der energetischen Modernisierung auch einen umfangreichen Innenausbau sowie die Barrierefreiheit der Gebäude umfasst, beläuft sich auf ein Investitionsvolumen von 3,5 Millionen Euro.
Das Thüringer Energieministerium fördert das Projekt mit 2 Millionen Euro. Im Rahmen der Thüringer Wärmeenergie-Offensive werden Pilotvorhaben unterstützt, die die Wärmewende auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand vorantreiben. In den nächsten drei Jahren stehen dazu insgesamt 5 Millionen Euro für Mustervorhaben zur Verfügung. Dass rund 40 Prozent der Fördergelder in die Energiesprong-Sanierung in Greiz fließen, zeigt die Bedeutung des Projekts.
"Das Musterprojekt hier in Greiz ist wegweisend für das energieeffiziente Wohnen. Es schützt Mieterinnen und Mieter vor weiter steigenden fossilen Preisen und macht uns ein Stück weit unabhängiger von Importen. Besonders freut mich, dass die Einsparungen komplett bei Bewohnerinnen und Bewohnern ankommen.“
Anja Siegesmund, Thüringer Umweltministerin
„Eine konventionelle Sanierung von Handwerkern von solchen Mehrfamilienhäusern braucht in der Regel 18 bis 24 Monate. Zum Teil braucht allein die Arbeit auf der Baustelle sechs bis zwölf Monate – zum Teil auch länger. In unserem Fall dauert das gesamte Projekt neun bis zwölf Monate und die Arbeit auf der Baustelle 12 bis 15 Wochen."
Emanuel Heisenberg, CEO ecoworks GmbH
„Dank des Engagements aller Beteiligten entsteht hier ein innovativer Vorreiter mit enormer Strahlkraft. So können wir wirksam den Klimaschutz beschleunigen und mit bezahlbaren Mieten in Einklang bringen.“
Andreas Kuhlmann, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena)
Modellprojekt zur seriellen Gebäudesanierung in Greiz gestartet, MDR
Klimafreundliche Wohnblocksanierung: Greiz Vorreiter, Süddeutsche Zeitung
Erste serielle Sanierung in Ostdeutschland startet, Gebäude Energieberater
Konzept Energiesprong lässt sich auf Tausende MFH übertragen, Vermieter Ratgeber